500 Miles

Gut ausgeruht steigen wir morgens aus unserem Kingsize-Bett in Jackson.

Für heute haben wir eine kleine Wanderung auf dem Programm, dann wollen wir gegen Mittag weiterfahren.

Da es auch in Jackson und Umgebung immer noch (schon wieder?) 30-35°C hat, entschließen wir uns für etwas (vermeintlich) einfaches: Wir wollen den Jenny Lake im Grand Teton Nationalpark umrunden. Kleiner Weg, vielleicht 12 Kilometer.
Nein, das ist kein lebendiger Bär!

Vorher bummeln wir noch etwas durch Jackson, trinken nett einen Espresso und essen eine Kleinigkeit. Sachen waschen, Auto waschen und aufräumen steht noch auf dem Programm.

Dann geht es gegen 11:00 Uhr Richtung Jenny Lake. Nach den langen Fahrtagen der letzten Zeit freuen wir uns auf etwas Bewegung.

Jenny Lake entpuppt sich allerdings schon bei der Anreise als der Schlosssee von Jackson. Massen von Besuchern sind hier am Sonntagmorgen unterwegs. Alles zugeparkt, wir müssen irgendwo an der Strasse parken und erst mal eine Meile bis zum See laufen. Es ist heiß, 36°C
Das Cafehaus in Jackson hat eine sehr süsse Pinwand

Der Jenny Lake wäre hübsch, wäre er nicht völlig überlaufen. Hoffentlich ist bald Labor Day!

Man kann dort schön mit einem Bötchen von einem Ufer zum anderen schippern, bisschen hin- und hergehen, und dann wieder zurück. Genau das Richtige für unsere amerikanischen Mitbürger.

Nichts für uns. Wir machen uns auf den Weg, aber auch der ist total voll. Und staubig. Und heiß.

Landschaftlich ist es hier sehr schön, der See tiefblau, die Berge im Hintergrund wild und schneebedeckt.

Wäre es Anfang April oder Ende September, 20° kälter und einsam, wäre das alles toll. Bei 35° nervt es.

Wir absolvieren das Pflichtprogramm, eine Runde um den See, zunehmend heiß und genervt, inklusive einer kleinen Umleitung von 2 Kilometern, weil der Weg unmittelbar rund um den See teilweise abgerutscht ist.

Danke dafür.


Als wir endlich gehen 16:00 Uhr wieder am Auto sind, sind alle sehr erhitzt, gefrustet, und bereit, hier abzuhauen. Leider waren die Tetons nicht so kühl wie erhofft.


Klimaanlage auf Vollgas, und los gehts. Was nun?

Wir müssen auf jeden Fall weiter nach Norden, und wir müssen höher in die Berge!

Da gibt es nur ein Problem...die nächsten Berge sind 1200 Kilometer entfernt, die Cascades.

Auf dem Weg in die Cascades, die sowieso auf dem Programm standen, gibt es nichts zu sehen. Gar nichts.

Wir besprechen ein paar Routenoptionen, überlegen, wie weit wir heute noch fahren können und wollen.

Wir kommen überein, heute wenigstens die Hälfte der Strecke in die Cascades unter die Räder zu nehmen. Wir checken ein paar Zwischenziele, und beschliessen, daß wir etwa bis um 21:00 Uhr fahren können.

Für solche Vorhaben empfiehlt es sich, ein festes Ziel und eine Unterkunft zu haben. Niemand hat nach so einem Tag Lust, noch einen Standplatz für den Van zu suchen.

Wir buchen ein Zimmer im Travelodge in Deer Lodge, Montana.

Wo???


Deer Lodge ist ein verlassenes Kaff irgendwo in Montana am Interstate 90. Im wesentlichen besteht der Ort, das sollten wir noch erfahren, aus Motels und Tankstellen. (OK, da ist noch ein McDonalds...)


Einzige Attraktion von Deer Lodge, MT, ist das Old Montana Prison Museum. Hammer.

Was soll es, vom Jammern kommen wir nicht weiter. Wir fahren unseren bewährten Rhythmus, jeder hat eine Schicht von einer Stunde, dann wir gewechselt. Nur Lettie drückt sich wie immer um s fahren.

Auf dem Interstate geht es zügig vorab, die Landschaft ist eintönig, mal ein paar Berge, nichts besonderes. Farmen, Ödland, Wüste, Hügel.

Inzwischen wird es hier schon gegen 19:45 dunkel, wir haben also einige Stunden Fahrt in Dunkelheit vor uns. 

Das haben wir bisher immer vermieden, denn die Verhältnisse auf den Strassen sind hier bei Nacht nicht ganz unproblematisch.

Wir wollen dabei gar nicht von der kompletten Abwesenheit von Leitplanken sprechen. Auch die Abwesenheit von Fahrbahnmarkierungen schreckt den Reisenden nicht. Kühe entlang des Interstates sind da schon interessanter, von all dem reichlichen Wildlife, das gerne die Strecke kreuzt, bleiben wir heute auch verschont.

Interessanter ist es da schon, nach 400 Kilometern Fahrt gegen 21.00 Uhr völlig allein in der Dunkelheit auf dem Interstate unterwegs zu sein.

115 Km/h darf man hier fahren, aber wir haben ja noch was vor, also pendeln wir uns so bei 130 Km/h ein.

Ein Tempo, das bei uns eher lahm ist erscheint bei fehlenden Fahrbahnmarkierungen und einem TIEFEN GRABEN zwischen unserer und der Gegenfahrbahn halsbrecherisch.

Zum Glück halten die Fugen zwischen den einzelnen Betonplatten auf 200 Kilometern Strecke auch irgendwie wach. Irgendwie haben sie aber auch etwas hypnotisches...

Lettie kann diese Fugen gar nicht leiden, brummt ständig aus Missvergnügen auf Ihrem Platz zwischen den Vordersitzen.

Aber auch das geht irgendwann vorbei, gegen 22:00 Uhr (oder später? so genau weiß das keiner mehr) sind wir da.

Lorna, die Graveyard Shift im Travelodge, ist sehr lieb, ach Hallo, woher, wohin, oh, ihr seid ja spät dran!

Das Zimmer ist eiskalt, die Dusche reasonably sauber. Alle fallen ins Bett und schlafen sofort. 


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