The Lottery

Eigentlich wollten wir das ja gar nicht machen.

Dann haben wir am North Rim ein junges Paar aus Polen getroffen, die bei der Lottery gewonnen hatten und total begeistert waren.

Also, sagten wir, wir versuchen es einfach. Ein Mal.

Aber worum geht es hier eigentlich?

Der Reihe nach.

The Wave. Mythischer Ort in den North Coyote Buttes, Vermillion Cliffs N.M.


Jahrzehntelang wurde diese Location nur unter Einheimischen unter der Auflage strikter Geheimhaltung weitergegeben.

Ein Wanderführer hat dazu eine schöne Anekdote parat:

Die beiden Autoren berichten, wie sie eines Tages in der Wüste um Escalante einen anderen Hiker trafen, und mit ihm zusammen weiter gingen. 

Nachdem sie den Tag gemeinsam beendet hatten, erzählte er ihnen, er wüßte  von einem Platz, wie sie ihn noch nie gesehen hätten. Er würde das Geheimnis mit ihnen teilen, aber er wäre sich nicht sicher, ob sie stark genug dafür wären.

Die beiden waren entrüstet, schließlich waren sie gerade zusammen den ganzen Tag durch die Wüste gegangen. Nicht stark genug? 

Nein, sagte der Fremde, nicht etwa, daß sie nicht stark genug wären, dorthin zu gehen. Die Frage sei vielmehr, ob sie stark genug seien, dort auch wieder wegzugehen....

Eines paar Jahre später tauchte ausgerechnet auf einem in Deutschland verkauften Kalender ein Foto der Wave auf, etwas später als Bildschirmschoner. 

Damit setzte ein erheblicher Hype um "The Wave" ein. Mit der Verbreitung des Internet schließlich gab es kein Halten mehr: Karten und GPS-Tracks verbreiteten sich, und der Ansturm auf diesen Ort wurde immer größer.

Schließlich zog das Bureau of Land Management (BLM) die Notbremse, immerhin handelt es sich um ein streng geschütztes Gebiet, und es war absehbar, daß bei ungebrochenem Besucherandrang die empfindlichen Sandsteinformationen schnell zerstört sein würden.

Man etablierte ein Permit-System, das in den folgenden Jahren immer weiter verschärft wurde. Wer ohne Permit in dem Gebiet erwischt wurde (und wird), zahlt 1000,-$ Strafe.

Das Permit System läuft so:

Für jeden Tag gibt es Permits für 20 Personen.

Die Hälfte, also 10 Permits, wird online verlost. Man kann sich vier Monate im Vorhinein bewerben. Die Lottery startet jeweils am Monatsersten um 09:00 a.m. MST.

Für jeden Tag bewerben sich hier angeblich etwa 1000 Leute. Der Kalender wird Punkt 09:00 a.m. freigeschaltet, um 09:01 a.m. ist alles gelaufen. Monat voll.

Die zweite Hälfte der Permits wird als sogenanntes walk-in Permit vergeben. Das bedeutet, man findet sich um spätestestens 09:30 in Kanab beim BLM Field Office ein. Dort füllt man ein Formular aus. Um 10:00 Uhr geht es in einen Nebenraum, dann wird ausgelost. Das Permit gilt dann für den nächsten Tag.

Jeden Morgen finden sich dort etwa 100 Personen ein und bewerben sich für die zehn Permits. Wobei man noch folgendes wissen muß: Nicht jeder, der dort steht, steht dort nur für sich. Die Meisten sind Repräsentanten einer Gruppe von Hikern, maximale Gruppengröße sind sechs Personen.

Heißt: Wenn der erste, der ausgelost wird, für eine Gruppe von sechs dort steht, sind 6 von 10 Permits fort...

Manche Leute gehen dort zwei Wochen lang jeden Tag hin, und gewinnen nicht...

So, damit hätten wir die Basics so weit erläutert. Ganz schön kompliziert.

Und damit kommen wir zu unserer Lottery-Geschichte.

Wir sind um 09:00 Uhr beim BLM-Office, füllen unseren Antrag aus. Bis um 09:30 füllt sich der ganze Raum. Dann geht es mit dem ganzen Troß in einen Nebenraum. Dort checken zwei Ranger die Anträge, alle werden der Reihe nach aufgerufen, müssen sich melden. Dann bekommt man den Antrag wieder zurück, gibt ihn dem zweiten Ranger und bekommt dann seine Losnummer zugeteilt.


Als wir dran sind, ist wird gerade die Losnummer 11 vergeben. Ich denke:"Hmmm...13 wär eigentlich eine tolle Nummer." Also lasse ich noch einer jungen Dame den Vortritt, und wir haben die 13.


Claudi wartet mit Lettie im Vorraum, weil es schon total voll da drin ist. Ich gehe raus zu ihr und sage ihr:"Das Ding ist gelaufen, wir haben die 13, wir gewinnen auf jeden Fall!"


Nachdem alle ihre Nummern bekommen haben, wird ausgelost: Kugeln mit Nummern in eine kleine Bingo-Mischmaschine, und dann wird gelost.


Ein paarmal Kurbeln an der Trommel, dann kommt die erste Nummer: Nummer Eins. Eine Gruppe von drei Personen. Noch 7 Permits frei...

Nächste Runde....und...die zweite Nummer, die gezogen wird ist die........13!!!!

So eine Freude! Ich gehe zu Claudi und verkünde ihr die frohe Botschaft: Wir gehen zur Wave!

Wir freuen uns riesig, dann, nachdem alle Permits verlost sind, müssen die Gewinner wieder zurück und bekommen eine gut halbstündige Einweisung, wie sie dort hin kommen.


Das Gelände bis zur Wave ist unübersichtlich, und der Weg nicht markiert. GPS-Geräte funktionieren dort nicht wirklich zuverlässig, weil im Gestein viele Eisenanteile enthalten sind.


Also macht der Ranger es ganz ausführlich, rät dringend davon ab, alten Fußspuren zu folgen, GPS zu benutzen, Kompasse funktionieren nicht gut, also gibt es eine bebilderte Anleitung für jeden, der man doch bitte folgen möge.

Im Dunkeln sollte man nicht unterwegs sein, denn es wird dort sehr, sehr dunkel....das haben wir schon in der Zeit zuvor gemerkt: fernab jeder menschlichen Siedlung wird es wirklich unheimlich dunkel. Wenn kein Mond scheint, sieht man buchstäblich die Hand vor Augen nicht mehr. Es wird dort draussen einfach super finster.

Genug zu trinken mitnehmen, und so weiter und so weiter. Man merkt, daß die Ranger dort viel Erfahrung mit ihrer Klientel und dem Gelände haben. Die Klientel ist sicher problematisch, denn dort wollen natürlich auch viele Leute hin, die keinerlei Erfahrung haben und eigentlich nicht in solche Wüstengebiete gehen sollten. Alle werden gründlich eigewiesen und mehrfach ermahnt: Man habe hier vermeintlich einfache Dayhikes in Tragödien enden sehen...

So weit wollen wir es nicht kommen lassen, wir sind gut vorbereitet, haben Erfahrung in dem Gelände und sind gut ausgerüstet!

Den Rest des Tages verbringen wir in bester Stimmung in Kanab, chillaxen ein wenig im örtlichen Coffeshop. Rocking V hat leider zu, so daß wir uns nicht bei Victor für seinen Segen bedanken können.

Wir kaufen noch ein paar Vorräte ein, dann fahren wir raus zum Stateline Campground, machen ein schönes Lagerfeuer und freuen uns auf den nächsten Tag!

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